Feuchte Wände gehören zu den häufigsten Schadensbildern im Hochbau. Dabei ist das Problem oft nicht sofort sichtbar: Die Oberfläche wirkt trocken, während sich im Inneren der Wand bereits Wasser sammelt – mit Folgen wie Schimmelbildung, Bauschäden und Wertverlust.
Ein Bausachverständiger kann durch gezielte Messverfahren verdeckte Feuchtigkeit im Mauerwerk feststellen. Die Feuchtemessung liefert wichtige Grundlagen zur Schadensursache, Sanierungsstrategie und Beweissicherung.
2. Ursachen für Feuchtigkeit im MauerwerkFeuchtigkeit gelangt auf unterschiedliche Weise in die Baustruktur. Typische Ursachen sind:
- Aufsteigende Feuchte: fehlende oder beschädigte Horizontalsperre
- Seitlich eindringende Feuchte: bei fehlender oder defekter Abdichtung im erdberührten Bereich
- Kondensat: durch Wärmebrücken oder unzureichende Belüftung
- Wasserschäden: Rohrbruch, undichte Dächer oder Fensteranschlüsse
- Hygroskopische Feuchte: durch Salze, die Wasser aus der Luft anziehen
Ein Sachverständiger analysiert nicht nur, ob Feuchtigkeit vorhanden ist, sondern auch woher sie stammt – eine wichtige Unterscheidung für Sanierung und Haftung.
3. Welche Messmethoden kommen zum Einsatz?Je nach Bausubstanz, Schadenstyp und Zugänglichkeit kommen verschiedene Messverfahren infrage:
- Kapazitive Messung: misst Feuchte bis ca. 2–3 cm Tiefe – kontaktlos über die Oberfläche
- Widerstandsmessung: mit Elektroden – besonders für tiefere, punktuelle Messungen
- CM-Messung: laborähnliches Verfahren für Estrichfeuchte (Carbid-Methode)
- Gravimetrische Messung: exakte Laboranalyse von Materialproben (z. B. aus Bohrkernen)
- Langzeitmessung: mit Datenloggern bei Verdacht auf wiederkehrende Durchfeuchtung
Der Sachverständige wählt je nach Situation eine oder mehrere Messmethoden – für eine fundierte Bewertung.
4. Was steht im Feuchtegutachten?Ein qualifiziertes Gutachten zur Feuchtemessung enthält:
- Beschreibung des Objekts und Schadensbildes
- Messstellenplan mit Lage und Tiefe der Messungen
- Messwerte und Messmethode, ggf. mit Fotos
- Auswertung der Werte im Vergleich zu zulässigen Grenzwerten
- Ursachenanalyse inkl. bauphysikalischer Einordnung
- Sanierungsempfehlung: Abdichtung, Trocknung, Instandsetzung
Das Gutachten dient als Dokumentation für Eigentümer, Versicherungen oder Gerichte.
5. Warum ist professionelle Feuchtemessung wichtig?Eine fehlerhafte oder unzureichende Analyse kann teuer werden – etwa wenn:
- die Ursache nicht gefunden wird und der Schaden erneut auftritt
- die Sanierung falsch geplant wird (z. B. falsche Trocknungsmaßnahmen)
- der Schaden unterschätzt wird und Schimmel entsteht
Nur ein erfahrener Gutachter kann Feuchtemessung mit bauphysikalischem Sachverstand kombinieren – und daraus verlässliche Empfehlungen ableiten.
6. Typische Einsatzfälle für Feuchtemessungen- Feuchte Keller oder Erdgeschosse
- Schimmelverdacht in Wohn- oder Schlafzimmern
- Wasserschaden nach Rohrbruch oder Starkregen
- Beweissicherung bei Neubau oder Mängelanzeige
- Vor dem Immobilienkauf zur Zustandsbewertung
Gerade in Altbauten oder bei unklarer Bauweise ist die Messung der Durchfeuchtung unverzichtbar.
FazitFeuchtigkeit im Mauerwerk bleibt oft lange unbemerkt – doch sie kann gravierende Folgen haben. Nur durch gezielte Messung, fachliche Auswertung und bautechnische Analyse lässt sich das Ausmaß realistisch beurteilen. Ein Bausachverständiger kombiniert moderne Messtechnik mit fundierter Erfahrung – und hilft, Ursachen zu klären, Sanierung richtig zu planen und Schäden langfristig zu vermeiden. Wer trocken bauen oder wohnen will, muss Feuchte verstehen.